Kinder und Jugendliche schaffen „Grenz“- Lebensräume
Durchfährt man den Marienberger Ortsteil Rübenau in Richtung tschechische Grenze nach Kalek sieht man im Ortsteil Sensenhammer linkerhand eine Fläche, die im Sommer von der Straße aus durch eine enorm bunte Blütenvielfalt auffällt. 2009 wurde hier der über viele Jahre leer stehende Rübenauer Gasthof Einsiedel-Sensenhammer abgerissen. Die Stadt Marienberg übergab die nach dem Abriss entstandene Brachfläche an den Förderverein Natura Miriquidica e.V., der seither um eine Renaturierung und Revitalisierung zum einem Lernort für Artenreichtum engagiert ist. Ziel ist die Erhöhung der lokalen Lebensvielfalt durch dauerhafte Pflege der vorhandenen Lebensräume und naturschutzgerechte Nutzung. Dazu gehörte in den letzten Jahren die jährliche Pflege der auf dem Gelände vorhandenen Berg- und Feuchtwiesenbereiche. Zusätzlich möchte der Verein auf dieser Fläche aber auch vielfältige Biotopstrukturen durch die Schaffung von Magerrasen-, Bergwiesen-, Feuchtwiesen-, Gebüsch- und Kleingewässerstrukturen auf der Brachfläche entwickeln. Dieses Vorhaben konnte 2014 mit Hilfe der Naturgartenplanerin Silke Kaden fachmännisch angegangen werden. Sie entwarf für die Fläche ein umfassendes Entwicklungskonzept, welches die Einbringung zusätzlicher Naturgartenelemente beinhaltet. Der „Lernort„ soll dabei als Naturerlebnisraum Besucher/innen einladen, in den Biotopen zu verweilen und die Faszination für Flora und Fauna zu entdecken.
Renaturierung mit pädagogischen Ansatz
Vor allem die sinnstiftende Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt der Aktivitäten am Lernort. Die Umsetzung der geplanten Biotopbereiche erfolgt weitestgehen im Rahmen verschiedener außerschulischer Bildungsveranstaltungen, wie zum Beispiel der Kindernaturschutzgruppe des Vereins (Naturforscherclub) sowie regelmäßig auch durch fleißige Schülereinsätze bei Deutsch-tschechischen Jugendbegegnungen. Die praktische Auseinandersetzung mit der Kammnatur während der Aktivitäten am „Lernort„ soll bei den Kindern und Jugendlichen Begeisterung für die Einzigartigkeit der Natur am deutsch-böhmischen Erzgebirgskamm wecken.
Im Oktober 2015 haben tschechische Schüler aus Žatec und deutscher Jugendlicher aus der Drogentherapie Großrückerswalde im Alter von 16-29 Jahren viele der geplanten Biotop-Bereiche des Lernortes im Rahmen einer deutsch-tschechischen Jugendbegegnung umsetzen können. Die Jugendlichen wirkten unter fachkundiger Anleitung von Vereinsmitgliedern an der handwerklich-gärtnerischen Umsetzung der Biotope mit. Die Gestaltung umfasste das Bauen von Trockenmauern, die Anlage und Bepflanzung von Wildblumenhügeln, Magerrasenbereichen und einer Schmetterlingswiese sowie das Setzen von Wildsträuchern und das Setzen von Frühjahrsblüherzwiebeln. Neben den handwerklich-gestalterischen Aktivitäten war außerdem Ziel dieser Jugendbegegnung, das Zusammenwachsen der beiden Nationen zu fördern, deutsch-tschechische Kontakte nachhaltig aufzubauen sowie einen Beitrag zur Belebung und naturräumlichen Aufwertung der Grenzregion zu leisten.
Das Besondere an den Biotopflächen
Dem Anwohner und Besucher wird auffallen, dass die angelegten Biotop- und Naturgartenbereiche sich von klassischen Pflanzflächen unterscheiden. Eine Besonderheit ist die Verwendung von ausschließlich heimischen Wildpflanzen, die einen besonders hohen ökologischen Wert für die Tierwelt besitzen. Die angelegten Flächen zeigen sich in der Blütezeit enorm farbenfroh, wirken nach Abblühen der Wildpflanzen im Vergleich zu konventionellen Gartenanlagen aber etwas „wild„. Es handelt sich hier eben nicht um einen „Park„ im klassischen Sinne, sondern um naturnah gestaltete Biotope. Aus ökologischer Sicht ist der Verzicht auf Zurückschneiden abgeblühter Pflanzenstängel im Herbst für viele Organismen überlebensnotwendig und wird daher vom Verein auf dieser Fläche auch so praktiziert. Zahlreiche Insekten- und Vogelarten nutzen das abgestorbene Pflanzenmaterial in der kalten Jahreszeit als Nahrung und als Lebensraum. Der Rückschnitt erfolgt im zeitigen Frühjahr nach der Schneeschmelze und dann wird Platz gemacht für die vielen Frühjahrsblüher, die bei der Anlage der Flächen hundertfach von fleißigen Kindern und Jugendlichen als Zwiebeln in die Erde eingegraben wurden.
Wir danken den Förderern: Silke Kaden- Projektplanung & Umsetzung; Deutsch-tschechischer Zukunftsfond & Landesdirektion Sachsen– Jugendbegegnung im Herbst 2015; Landesstiftung Natur & Umwelt – Baukosten; SATRON GmbH – Baukosten